Der sächsische Maler Georg Christoph Martini, der 20 Jahre seines Lebens in der Toskana zubrachte, skizzierte in seinen Aufzeichnungen (Viaggio in Toscana 1725- 1745), die florierende Seidenproduktion Luccas.
Es ist bis vor wenigen Jahrzehnten seitens der Forschung angenommen worden, dass die Landwirtschaft des 17. Jahrhunderts im allgemeinen Zerfall begriffen war. Jedoch präsentieren neuere Forschungsbeiträge ein ambivalentes Bild.
Viele Gutsbesitzer wirkten gerade in den sogenannten Krisenzeiten an einer rationaleren Aufteilung ihrer Güter fort. In der Perfektionierung der Weinproduktion macht sich dies am stärksten bemerkbar. Die wachsende Zahl der Traktate zur Kelterung ist ein Indiz dafür.
Außerdem stieg die Zahl der in Auftrag gegebenen Planzeichnungen (cabrei) zur genauen Erfassung der Güter an. Diese wurden mit der Zeit immer präziser und zielten letztendlich auf eine maßstäbliche Darstellung des dokumentierten Gutes ab.
Im 18. Jhd. nimmt auch die Zahl der Architekturentwürfe für Bauernhäuser sprunghaft zu und die Landbaukunst beschreitet einen weiteren Weg in ihrer Entwicklung. Der Baukörper erfährt eine stärkere Typisierung.
Ebenso wie heute gab es auch damals bestens organisierte und gepflegte Güter und auf der anderen Seite Vernachlässigung und Elend. Besonders in den Gegenden, die weniger fruchtbar oder von Malaria betroffen waren, lebten die Bauern unter teils erbärmlichen Bedingungen in maroden und feuchten Lehmhäusern mit Strohdeckung, in denen es am Nötigsten fehlte. Die Sterblichkeitsrate aufgrund von Malaria betrug in den am stärksten verseuchten Gebieten bis zu 50% der ländlichen Bevölkerung.
Unter den Besitzern gab es auch solche, die die Auffassung vertraten, dass es für die Produktivität des Gutes nicht vorteilhaft sei, wenn die bäuerliche Familie über zu hohen häuslichen Komfort verfügte. Dies würde sie zum Müßiggang verleiten und von der Arbeit fernhalten. So gab es Häuser, denen die Fensterverglasung fehlte, lediglich Fensterläden waren vorhanden. Durch den Aufenthalt in der Wärme des Hauses würden die Bauern ihre Feldarbeit vernachlässigen, hieß es.
Die Überzeugungen einiger Gutsbesitzer trieben teils seltsame Blüten. Es wurden sogar schriftliche Anweisungen verfasst, in denen sie das Umgraben des Bodens nicht nur als eine bodenverbessernde Maßnahme, sondern auch als gut für die Festigung von Körper und Moral des Bauern bezeichneten. In der Abhandlung von Gigi Salvagnini über die Landsitze in der Toskana (Resedi rurali in Toscana) von 1980 ist zu lesen, dass ein gewisser Doktor Luigi Fiorelli sich 1795 in der Akademie der Georgofili darüber brüskierte, dass die Bäuerinnen die Unsitte hätten, die Umgebung des Bauernhauses mit Blumenpflanzungen zu gestalten, was eine Vergeudung von Boden wäre, zumal es diesem die Nährstoffe entziehe und die Bäuerinnen wertvolle Zeit für die unnütze Pflege von Blumen verschwendeten.